Donnerstag, 14. Juli 2022

Der Gehetzte der Sierra Madre (La resa dei conti)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sergio Sollima

Jäger und Gejagter...

Der Italowestern, so billig er oft auch war, atmet Kinomagie und ist B-Picture in einer seiner erfolgreichsten Form.
In den 60s und 70s meist zwischen Schulmädchenreport und Kung Fu im Bahnhofskino nebenan gezeigt, in aller Regel noch einmal durch den deutschen Verleih deutlich gekürzt und mit vergessenswerten wie irreführenden Filmtiteln (es gibt ca. 200 Django Filme) versehen.
Erst Sergio Leone sollte mit seinen Meisterwerken die Wende bringen, durch seinen immer noch steigenden Ruf als einer der grossen Kinomagier sieht es dann auch in den letzten Jahren wesentlich besser für seine Genrekollegen Corbucci oder eben Sollima aus.
Und die haben ja auch tatsächlich gute Western gemacht.
Sollima hat eine starke Italo-Western Trilogie inszeniert. "Der Gehetzte der Sierra Madre" ist der erste dieser Sollima Reihe, es folgten "Von Angesicht zu Angesicht" und "Lauf um dein Leben". In letzterem wird die Figur des Cuchillo wieder aufgegriffen.
Mit Tomas Milian als "cooles Schlitzohr" Cuchillo tritt auch ein Verwandter von Terence Hill in das Genre ein. Eine Figur, die nicht alles so ganz ernst nimmt, schelmisch wirkt und den Humor beibehält.



Für die nötige Ernsthaftigkeit ist Lee van Cleef zuständig. Der Mann, der durch die kleine Rolle des Jack Colby in "High Noon" weltberühmt wurde und in der nachfolgenden Dekade dann eine Ikone des Italowesterns wurde.  Im Sollina Film glänzt er als Kopfgeldjäger und Lawman Jonathan Corbett, der vom reichen Geschäftsmann Brokston (Walter Barnes)nach der erfolgreichen Exekution von 4 gesuchten Gangstern überredet wird, als Senator zu kandidieren. Brokston ist Eisenbahnpionier, will damit Millionen verdienen und braucht für sein Vorhaben beliebte Volkshelden oder besser Marionetten in der Regierung, die machen was er möchte. Dann wird ein 12-jähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet. Der Täter soll eben der Mexikaner Cuchillo Sanchez (Tomas Milian) sein.
Corbett wird nun beauftragt, den Flüchtigen schnell einzufangen und vor Gericht zu stellen. Allerdings ist Cuchillos Festnahme nicht ganz einfach, unsere Helden begegnen kuriosen Mormonen, schiesswütigen Pfaffen oder Drachenladys mit eigener Ranch samt sadistisch veranlagtem Personal..und irgendann nach 105 Minuten in den Bergen der Sierra Madre Mexikos sich im Showdown gipfelt. Im Laufe des Films beginnt Corbett immer mehr an der Schuld des Flüchtigen zu zweifeln und stellt sich am Ende auf dessen Seite, als er erfährt, wer der Mörder des Mädchens wirklich ist.
Der Film selbst ist ein sehr guter Vertreter seines Genres, nicht nur durch den Score von Morricone erinnert der Film an die Leone Meisterwerke.
Der Film ist erstmalig ungekürzt zu bewundern, der verstümmelten deutschen Kinofassung fielen fast 30 Minuten der Schere zum Opfer.
Die neuen Szenen sind nicht synchronisiert, jedoch untertitelt und geben dem Film endlich eine künstlerische Geschlossenheit und eine weitaus gelungenere Dramaturgie, ja sogar durch die Figur des Brokston eine interessante politische Note. Ausserdem kommt mit der Nebenrolle des Baron von Schulenberg eine ganz neue Figur zum Vorschein, weil damals sämtliche relevanten Szenen rausgeschnitten wurden. Dieser Scharfschütze ist, wie ich erfahren habe, dem grossen deutschen Stummfilmpionier Erich von Strohheim  nachempfunden, weil Sollima selbst Fan von Erich von Strohheim war.

Bewertung:  9 von 10 Punkten.

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