Regie: Sergio Leone
Joe, der einsame Fremde...
Die ersten Filmwerke von Sergio Leone waren in der Antike
angesiedelt. Doch den "Koloß von Rhodos" hat er nach eigenen Angaben nur
deshalb realsiert, weil er Geld für die Hochzeitsreise brauchte. Da der
Sandalenfilm in den frühen 60er Jahren langsam an Publikumszuspruch
verlor, wollte Leone ein anderes Genre aufgreifen. Er war - unter
anderem auch durch den Riesenerfolg der deutschen Karl May Western wie
"Schatz im Silbersee" oder "Winnetou" - davon überzeugt, dass
europäische Westernfilme eine erfolgreiche Zukunft haben könnten. Mit
dem 1964 entstandenen "Für eine Handvoll Dollar" begründete der
Regisseur die lange Zeit der erfolgreichen Kinoreihe der Italo- oder
Spaghettiwestern. Die Story orientierte sich an den großen Samuraiepos
"Yojimbo" von Akira Kurosawa. In diesen 1961 entstandenen Klassiker
verschlägt es einen Samurai in eine Stadt, die von zwei rivalisierenden
Banden terrorisiert wird, Toshiro Mifune spielte diesen unheimlichen
Fremden. Leone verlegte die Handlung vom historischen Japan in den
Wilden Westen oder noch genauer in ein abgelegenes Dorf namens San
Miguel in New Mexico. In diesem Kaff werden die Einwohner von zwei
rivalisierenden Gangsterfamilien terrorisiert. Auf der einen Seite sind
es die amerikanischen Baxters (Wolfgang Luschky, Margarita Lozano) und
auf der anderen Seite stehen die mexanischen Rojos Brüder Don Migue Rojo
(Antonio Brieto), Ramon (Gian Maria Volonte) und Esteban (Sieghard
Rupp). Die Brüder haben darüberhinaus die schöne Marisol (Marianne Koch)
in ihrer Gewalt. Eines Tages reitet ein cooler und mysteriöser Fremder
(Clint Eastwood), der sich Joe nennt und sich sehr schnell einen Namen
durch seine vortrefflichen Fähigkeiten als Revolverheld macht. Ausserdem
ist er intelligent und verfolgt den gefährlichen Plan, die beiden
verfeindeten Familien gegeneinander auszuspielen. Eine gute Hilfe ist
ihm der Kneipenwirt Silvanito (Jose Calvo). Bald muss der alte
Sargtischler Pripero (Josef Egger) Überstunden machen, damit er die
vielen Leichen bestatten kann...
Clint Eastwood, für 15.000 Dollar verpflichtet, begründete mit diesen ersten Teil der Dollar-Trilogie seinen Weltruhm
Leones Werk spielt perfekt mit dem Westernmythos und kombiniert die
zum Klischee gewordenen Bestandteile des Genres mit einem
sehr zynischen Blick auf die Figuren, auf ihre Taten und Motive. Dieser
neue Typus von Westernheld ist weder der Moral verpflichtet, er ist
nicht der klassische "Gute" und besitzt keine persönliche oder
historische Identität mehr. Der Zuschauer nimmt ihn als anonymen
einsamen Mann wahr, dessen Vergangenheit und Zukunft ubekannt sind, der
sein Profil erst in der Gegenwart gewinnt. Einmal sagt er "ich kann
Ungerechtigkeit nicht ausstehen" - ansonsten zieht er sein Ding durch
und dies tut er schweigsam, ohne viel Worte zu machen.
Zur damaligen Zeit wurde der Film nicht besonders gut von der
Kritik aufgeommen, inzwischen ist er natürlich ein unvergesslicher
Klassiker des Italo Western bzw. des Westerngenres überhaupt.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen