Regie: Mario Bava
Arizona Bill...
Der italienische Regisseur Mario Bava (1914 bis 1980) ist vor allem für seine kultigen Horrorfilme berühmt. Viel weniger bekannt sind seine Western: 1964 entstand "Der Ritt nach Alamo", es folgte "Nebraska Jim" zwei Jahre später und 1970 "Drei Halunken und ein Hallleluja". Alle drei Genrearbeiten gehören nicht zu besten Filmen von Mario Bava, sie wurden alle drei stark kritisiert. "Der Ritt nach Alamo" heißt im Original "La strada per Fort Alamo" und wurde von Frankreich und Italien produziert. Als Regisseur erscheint der Name John M. Old, das war Bavas Pseudonym. Koproduziert wurde der Film von Robert de Nesle von Comptoir Français du Film. Zur Besetzung gehören neben dem Protagonisten, gespielt vom Amerikaner Ken Clark, die französischen Schauspieler Jany Clair und Michel Lemoine, die in der französischen Fassung mit ihren eigenen Stimmen synchronisiert werden. Der Film handelt von drei Banditen: Bud Massedy, seinem Freund Slim und einem dritten Komplizen, die sich zusammentun, um eine Bank auszurauben. Doch der Bandit überlistet die beiden Freunde und flieht mit dem Geld. Auf dem Weg nach Alamo machen sich Bud und Slim auf die Suche nach ihm. International hießt der Film "Arizona Bill" kam am 24. Oktober 1964 in Italien in die Kinos und wurde von Bellotti Film vertrieben. Der Film verzeichnete 588.235 Besucher, was in den Jahren 1964 und 1965 in Italien zu einem Gesamteinspielergebnis von etwa 130 Millionen italienischen Lire führte. Er kam zwei Monate nach Leones Meisterwerk "Für eine Handvoll Dollar" in die Kinos, der fast 15 Millionen Besucher verzeichnete. Obwohl die Besucherzahlen von "Arizona Bill“ mager erscheinen, liegen sie für Bava im guten Durchschnitt und erreichen oder übertreffen die von Bavas beiden vorherigen Filmen: "Der Körper und die Peitsche“ (358.209 Besucher in Italien 1963–1964) und „Sechs Frauen für den Mörder“ (681.592 Besucher in Italien 1963–1964).In den Jahren nach dem Ende des Bürgerkriegs trifft um 6 Uhr morgens ein Fremder (Ken Clark) in einem Dorf ein, um mit dem Sheriff zu sprechen und ihn zu warnen, dass die Osage-Indianer sich im Kriegszustand befinden. Er findet ihn schlafend vor und wartet im Saloon auf ihn, wo die ganze Nacht Poker gespielt wurde. Der Fremde erkennt schnell, dass der ältere Spieler, Mr. Silver (Gerard Herter), ein Betrüger ist, und weist den jüngeren, Slim (Kirk Bret alias Alberto Cevenini), darauf hin. Es kommt zu einer Schießerei, bei der Slim und der Fremde Silver verletzen. Doch der Sheriff trifft ein (in Absprache mit letzterem) und will sie verhaften. Den beiden gelingt jedoch die Flucht. Der Fremde erzählt Slim seine Geschichte und sagt, dass er wegen des Krieges weder eine Ranch noch Vieh mehr habe. Slim beschließt, ihn zu einigen Freunden zu bringen, die Experten im Viehdiebstahl sind. Sie tun sich zusammen und verkleiden sich als Nordstaatler, um 150.000 Dollar von der Bank zu kassieren, indem sie den Auszahlungsauftrag der Armee fälschen. Der misstrauische Sheriff beschließt, die Bank zu betreten, wird jedoch von einem der Schläger erschossen. Arizona Jim und seine Freunde müssen daraufhin mit der Beute fliehen. Er will die Beute teilen und fliehen, doch Carson, der Anführer (Michel Lemoine) ist anderer Meinung und lässt ihn und Slim erschießen, während sie mit dem Geld fliehen. Die Indianer kommen, fesseln die beiden armen verletzten Männer, immer noch als Unionisten verkleidet, am Boden und lassen sie in der Sonne liegen. Kurz darauf werden Jim und Slim von den Yankees entdeckt und aufgrund ihrer Verkleidung für Waffenbrüder gehalten. Jim ist als Leutnant und Slim als Sergeant verkleidet: So werden sie zu Leutnant John Smith und Sergeant Jim Kincaid. Die Unionisten transportieren Vorräte, Frauen und Kinder nach Alamo und nehmen sie mit. Unter den Frauen befindet sich eine Gefangene, Janet (Jany Clair) , die des versuchten Mordes an einem Soldaten angeklagt ist, der sie vergewaltigen wollte. Bald freundet sich der Leutnant mit Sergeant Warwick (Gustavo de Nardo) an, der ihn misstrauisch fragt, welche Akademie er besucht habe, und eine Antwort vorschlägt: die in Annapolis, die der Leutnant bestätigt. Bei Einbruch der Nacht weckt Bud Slim und fordert ihn auf, sich zur Flucht bereit zu machen. Doch als er gehen will, sieht er einen Indianer, der versucht, Warwick, der Wache stand, von hinten zu töten: Ohne zu zögern, um seinen Freund zu retten, schießt er auf ihn. Am nächsten Tag erzählt Warwick dem Leutnant, dass es in Annapolis nur eine Marineakademie gebe und er daher lüge. Doch er sagt nichts, da er erkennt, dass er dank seiner Kenntnisse der Indianer und der Umgebung von unschätzbarem Wert ist, um Fort Alamo zu erreichen: Janet hört alles und erkennt, dass sie nicht die einzige Gesetzlose ist. Sie finden auch ein weiteres Mitglied der alten Bande, Anführer Carson, als Yankee verkleidet, mit der Beute, doch Bud und Slim geben vor, ihn nicht zu erkennen und nehmen ihn mit. Die Situation eskaliert, als Captain Hull (Antonio Gradoli) trotz des Rats des Leutnants, den Indianerfriedhof nicht zu betreten, tut, was er will, und verärgert die Osage. Als sie sich auf ihr Nachtlager vorbereiten, entdecken sie zwei an Kreuze gefesselte und von brennenden Pfeilen geblendete Soldaten. Bei Einbruch der Dunkelheit versucht Carson, Janet zu vergewaltigen. Der Leutnant bemerkt ihn und lässt ihn in Ketten legen. Er behauptet, er habe versucht, Geld zu stehlen. Am nächsten Morgen legen die Indianer den letzten Hinterhalt. Warwick versucht daraufhin, den Captain zu überzeugen, den Leutnant allein nach Fort Alamo gehen zu lassen, um Verstärkung anzufordern, doch der bornierte Hull weigert sich. Die Lage ist aussichtslos, weil mehrere 100 Indianer zu allem bereit sind...
"Der Weg nach Fort Alamo“ wurde produziert, bevor mit "Für eine Handvoll Dollar“ die viel härteren und kompromisslosen Konventionen des Italowesterns etabliert wurden. Europäische Western waren populär geworden, als die deutsche Rialto Film die Rechte an Karl Mays Westernromanen erwarb und mit Regisseur Harald Reinl mehrere Filme seiner Winnetou-Reihe drehte. Einige der Filme dieser Reihe waren internationale Koproduktionen mit italienischer Finanzierung. Als die Filme in Italien erfolgreicher wurden, begannen italienische Investoren mit der Produktion eigener Western. 1964 entstanden vier davon: Mario Costas "Buffalo Bill – Held des Wilden Westens“, Sergio Corbuccis "Minnesota Clay“, Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar“ und "Der Weg nach Fort Alamo“. Mario Bava-Biograf Tim Lucas beschrieb "Der Weg nach Fort Alamo“ als den Winnetou-Filmen ähnlich, im Gegensatz zu dem Stil, den Leone mit „Für eine Handvoll Dollar“ entwickelt hatte. Natürlich ist die Handlung sehr konventionell, aber der Film ist optisch sehr gelungen. Die Kameraarbeit von Ubaldo Terzano ist deutlich vom Regisseur beeinflusst und es gibt wunderschöne Kameraeinstellungen, die dem Film eine nicht unbeträchtliche Schönheit gibt. Tony Wendall ist der Interpret des Filmsongs "The Road to Alamo".
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