Freitag, 25. März 2022

Ringo kommt zurück (Il Ritorno di Ringo)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Duccio Tessari

Der Kriegsheimkehrer...

"Ringo kommt zurück" ist ein Spaghetti Western aus dem Jahr 1965 von Ducio Tessari. Der italienische Regisseur drehte zuerst Sandalenfilme, er schrieb die Drehbücher seiner Filme meistens selbst. Seine bekanntesten Filme sind "Kadmos - Tyrann von Theben" (1961), "Eine Pistole für Ringo" (1965), "Zwei wilde Companeros" (1971) und "Der Mann ohne Gedächtnis" (1974). In Italien war "Ringo kommt zurück" ein großer Kinoerfolg - nicht nur, weil Publikumsliebling Giuliano Gemma die Hauptrolle als Rächer übernahm. Die Geschichte wurde sicherlich von Homers "Odyssee" inspiriert. Auch in diesem sehr geglückten Italowestern kehrt ein Mann nach jahrelanger Abwesenheit in seine Heimat zurück. Sein Vater wurde ermordet, den familiären Besitz haben Banditen in Beschlag genommen und die Frau wird von vielen Männern begehrt. Die Filmmusik schrieb Ennio Morricone, dessen Handschrift man sofort erkennt. Der Sänger der beiden Filmsongs "Il ritorno de Ringo" und "La mia gente" heißt Maurizio Graf. Natürlich sind auch Versatzstücke aus Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar" erkennbar. Einer der wenigen Freunde des Kriegsheimkehrers Montgomery Wood (Giuliano Gemma) ist der Blumenfreund Myosotis (Manuel Muniz). Sehr schnell merkt Montgomery alias Ringo, dass sich in seinem Heimatort sehr viel verändert hat. Der Kneipenwirt will ihn nicht erkennen und gibt ihm mit den Augen Zeichen, denn am Tisch sitzen zwei finstere Gestalten, die das Gespräch beobachten. Sehr schnell reagiert der Held und die beiden Männer liegen erschossen im Saloon. Vom Wirt erfährt er die ganze Wahrheit. In seiner jahrelangen Abwesenheit haben die kaltblütigen Fuentes Brüder Esteban (Fernando Sancho) und und Paco (George Martin) die ganze Stadt mit ihrer Gang unterjocht und wer sich den Beiden in den Weg stellt, der wird kurzerhand getötet. Seine schöne Frau Helen (Lorella de Luca) ist nun gezwungenermaßen die Geliebte von Paco geworden, die gemeinsame kleine Tochter Elizabeth (Monica Sugranes) hat ihren Vater noch nie gesehen. Mit geändertem Aussehen als armer mexikanischer Landarbeiter kommt er in die Stadt und die Saloondame Rosita (Nieves Navarro) macht keinen Hehl daraus, dass sie ihn gerne in ihrem Bett sehen würde. Doch Ringo hat natürlich für solche Nebenschauplätze wenig Zeit. Er will sich an den Banditen rächen und seine Familie retten...

 
Bevor dies aber passiert, muss Ringo noch einige Rückschläge und Kränkungen in Kauf nehmen. Gemma - zuerst blond und ohne Bart - verändert sich wegen seiner Mission und kommt als bärtiger Rächer in die Stadt. Mit List und Ausdauer mischt er die staubige und dreckige Stadt auf und Tessari inszenierte seine Geschichte als Art griechische Tragödie.    
   
Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Glut der Sonne (Dove si spara di piu)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Gianni Puccini

Romeo und Julia im Wilden Westen...

 Ein schwerverletzter junger Mann, der bald sterben wird, reitet auf seinem Pferd zur Ranch der Familie Campos. Dort angekommen fällt er zu Boden und stirbt vor den Augen seines Onkels Senor Campos (Rufino Ingles).
Übeltäter waren wie immer die Nachbarn, die Farmerfamilie Monter mit ihrem hasserfüllten Oberhaupt Bill Monter (Luis Induni).
Seine Frau (Ana Maria Noe) hält zu ihm, ist aber voller Furcht und Sorge über die seit langem anhaltende Blutfehde beider Patriarchen und deren Männer.
Dieser Hass schwappt auch auf die Kinder über. Campos hat einen ungestümen Sohn Lodorigo (Peter Martell), der eine ungewöhnliche Beziehung zum örtlichen Sheriff Cooper (Piero Lulli) pflegt.
Monters noch sehr junger Sohn Johnny (Peter Lee Lawrence) ist beinahe schon ein Mann, darf aber noch nicht mitreiten zu dem von Campos vorgeschlagenen Feuergefecht in freier Natur.
Dort soll die Siegerfamilie Bleiberecht bekommen, die Unterlegene Familie muss aber das Feld für immer räumen.
Ein neutraler Richter wird sogar für dieses bereinigende Spektakel engagiert.
Doch Campos spielt falsch und lockt die Männer von Monter in einen tödlichen Hinterhalt, bei dem viele ihr Leben lassen.
Johnny wird danach von den Campos gefangengenommen und soll auf dessen Ranch gequält und gefoltert werden.
Dort lernt er den einarmigen Banditen Lefty (Andres Mejuto) kennen, mit dem er sich duellieren soll.
Doch es kommt anders und aus den beiden Männern werden Freunde. Der Bandit bringt dem Youngster das Schiessen bei. 3 Dinge braucht es um ein Mann zu sein: Die Pistole, der Alkohol und die Frau. Letzteres wird im Saloon aufgespürt, die Barsängerin Lezerind (Maria Cuarda) führt den jungen Burschen in die Liebe ein.
Doch der hat nach einem Überfall auf eine Postkutsche, in der sich wertvolle Sachen von Todfeind Campos befinden soll, nur noch Augen für die junge Passagierin Giulietta (Christina Galbo).
Bald wird ihm klar, dass das Mädchen seiner Träume die Tochter von Campos ist und dass Schicksale wie in Shakespears "Romeo und Julia" auch im Western möglich sind...

 

  "Glut der Sonne" (Originaltitel: Dove si spara di più) ist ein italienisch-spanischer Western aus dem Jahr 1967, der von Gianni Puccini, ansonsten Director anspruchsvoller Stoffe, gedreht wurde. Es ist der einzige Italowestern des Regisseurs. Das Drehbuch zum Film stammt von Bruno Baratti und María del Carmen Martínez Román und orientiert sich an der bekannten Vorlage von Shakespeare.
Ein Jahr nach Fertigstellung dieses Westerns starb Puccini als 54-jähriger an einem Herzinfarkt. Sein Beitrag zum Genre zeichnet sich durch eine interessante Story und eine hervorragenden Besetzung aus, so gibt es in der Hauptrolle Genrestar Peter Lee Lawrence, der als Karl Otto Hirenbach 1945 in Lindau geborene deutsche Schauspieler, der mehrere Spaghettiwestern unter verschiedenen Künstlernamen drehte und als Arthur Grant in Filmen wie "Sando Kid spricht das letzte Halleluja" zu sehen war.
Lawrence starb 1974 im Alter von 29 Jahren.
Der junge Schauspieler nahm sich wohl das Leben als er mit der schrecklichen Diagnose "Hirntumor" konfrontiert war.
"Glut der Sonne" wurde von der Kritik alles andere als gut aufgenommen, er bekan üble Verisse. Sehr zu Unrecht, wie ich finde. Denn alles in allem ist "Glut der Sonne" ein höchst interessanter und sehr bizarrer Vertreter des Genres.
Nachhaltig wirkt vor allem die extrem geniale Schluss-Szene mit Gevatter Tod (Paul Naschy), der die Geschichte um Hass und Liebe surreal bestens abrundet.
Vor allem Peter Lee Lawrence als jugendlicher Held ist alles andere als glattgebügelt. Er verfügt über Ecken und Kanten und bleibt durchgehend eine interessante Filmfigur.
Neben dem für den Italo Western bestens bekannten heraus stechenden visuellen Erzähl-Stil, besticht die kleine, aber feine Westernperle vor allem durch seine Musik, die maßgeblich für die Atmosphäre des Films sorgt 

  Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Das Gold von Sam Cooper (Ognuno per Se)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Giorgio Capitani

Gold und Gier...

Goldsucher leben gefährlich: Wenn sie alleine arbeiten, dann schaffen sie es kaum körperlich die harte Arbeit in der Mine zu absolvieren. Ebenso riskant ist dann auch die Reise mit dem vielen Gold zur sicheren Bank in der Stadt. Denn im Wilden Land des Spaghettiwesterns lauert überall dubioses und kriminelles Gesindel. 
Andererseits birgt auch ein Helfer oder Partner so seine Gefahren, denn der Mensch ist gierig und man muß gerade im Augenblick des Erfolgs, also wenn Gold gefunden wird, auf der Hut sein, dass der Andere nicht den viel lukrativeren Alleingang wählt.
Diese Erfahrungen macht Sam Cooper (Van Heflin) innert von Stunden. Vom Freund ausgetrickst und beinahe in die Hölle geschickt, anschliessend ein weiter Ritt allein durch die Wüste. Die Pferde haben Durst, der jetzt reiche Goldsucher aber auch. Dann am rettenden Fluß angekommen, wird Cooper überfallen und beraubt.
Wie gewonnen, so zeronnen.
Aber Cooper wagt es ein zweites Mal die besagte Mine, irgendwo in dem Bergen, zu suchen. Diesmal will er aber aus den Fehlern gelernt haben und heuert stattdessen den einzigen Menschen auf Gottes Erden, dem er Vertrauen kann, an und dies ist sein inzwischen erwachsener Ziehsohn Manolo Sanchez (George Hilton).
Doch der Mensch verändert sich mit den Jahren und bald wird Cooper klar, dass auch Manolo, zu dem inzwischen auch sein undurchsichtiger, blonder Freund Brent (Klaus Kinski) gehört, ein Risikofaktor sein könnte.
Manolos Beziehung zu dem Freund ist von devoter Unterwerfung geprägt.
Spontan engagiert Cooper auch noch seinen ehemaligen Kumpel Mason (Gilbert Roland), der allerdings von Cooper keine besonders gute Meinung mehr hat und ihm misstraut.
So startet der Ritt durch den Wilden Westen und bereits beim ersten Halt bei einer alten Mission lauert Gefahr...


Giorgio Capitani drehte seinen einzigen Western "Das Gold von Sam Cooper" im Zuge des weltweiten Siegeszuges der Italowestern im Jahr 1967. Im Original heisst der Film "Ognuno per sé" (Jeder für sich) und trifft das Thema des Films und die Wechselwirkung des zusammengewürfelten Quartetts sehr treffend. Der Regisseur hatte als Vorbild John Hustons Klassiker "Der Schatz der Sierra Madre" im Auge. Erst Jahre später stieg der Film im Genre zu einem Kultfilm auf, denn immerhin setzt der Film für seine Zeit sehr innovative und aussergewöhnliche Charaktere ein. Es ist auch einer der ersten Filme, der im Western zwei homosexuelle Männer als Hauptfiguren einsetzte. Jahre vorher wagte dies schon Edward Dmytryk mit seinem "Warlock", aber Capitani ist da schon viel direkter. Mit einem meditativen Score werden die Bilder unterlegt, dem Regisseur gelingt eine Einheit aus kalter Atmosphäre und spürbarer Hitze. Ein spannender und immer wieder fesselnder Western



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

 

Django - die Totengräber warten schon - Johnny Hamlet (Quella Sporca Storia Nel West)


Regie:  Enzo G. Castellari
 
Johnny Hamlet...
 
Der Rachewestern "Glut der Sonne" aus dem Jahre 1967 ist eine Version des berühmtesten aller Liebesdramen - Romeo und Julia von William Shaktespeare. Gianni Puccini machte daraus eine blutige Tragödie zweier verfeindeter Familien im Wilden Westen. Die Liebenden wurden von Peter Lee Lawrence und Cristian Galbo gespielt. Ein andere Shakespeare Klassiker "Hamlet" bildete die Vorlage für Enzo G. Castellaris "Johnny Hamlet", der in Deutschland den Titel "Django - die Totengräber warten schon" erhielt. Ein junger Mann kehrt aus dem Krieg zurück und erfährt von der heimtückischen Ermordung seines Vaters und findet sich sofort in einer blutigen Familienfehde wieder.
Der sehr ungewöhnliche Western ist eine interessante Entdeckung.
Johnny (Andrea Giordana) bzw. Django (leider wurde der Name von den deutschen Verleihern regelrecht missbraucht und musste als "Marke"  für sehr viele Spaghetti Western herhalten) kommt nach 2 Jahren Dienst in der Südstaatenarmee nach Hause. Im düsteren Alpträumen ist ihm immer wieder der Vater erschienen und als er zu Hause ankommt, erfährt er tatsächlich vom Tode seines Vaters. Angeblich soll er vom Banditenboss Santana (Manuel Serrano) ermordet worden sein. Sein Onkel Claude Hamilton (Horst Frank) hat ihn jedoch gerächt und ist inzwischen mit Johnnys Mutter (Francoise Prevost) verheiratet. Johnny schöpft Verdacht gegen seinen Onkel, zumal der Tod des Vaters noch gar nicht so lange her ist. Kann es sein, dass der Onkel oder gar seine Mutter etwas mit der Ermordung zu tun haben ? Auch Djangos ehemalige Braut (Stefania Carredu) wurde inzwischen mit einem anderen Kerl zwangsverheiratet. Ausserdem tauchen an allen möglichen Orten Stücke von Santanas Gürtelschnalle auf, lange nach dessen Ableben. Johnny macht sich mit Hilfe seines alten Freundes Dazio (Gilbert Roland) auf um herauszufinden was das im Busch ist. Es geht dabei um ein fieses Komplott, bei dem es um viel Gold geht...  
   
Castellarios "Johnny Hamlet" entstand 1968 und gefällt aufgrund seiner guten Kameraarbeit (Angelo Fillipini) und durch einen gewissen selbstironischen Touch. "Keoma" aus dem Jahr 1976 stammt ebenfalls von Enzo G. Castellari und ist ebenfalls Shakespeare nah (King Lear).
 
 
 Bewertung: 7 von 10 Punkten.

 

Bandidos (Bandidos)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Massimo Dallamano

Der Meisterschütze und sein Schüler...

Massimo Dallamano war der Kameramann bei Sergio Leones Western "Für eine Handvoll Dollar" und "Für ein paar Dollar mehr". 1967 debütierte er erstmalig als Regisseur und "Bandidos" und in dieser Funktion war es sein erster und einziger Western. Später hatte er gute Erfolge mit Thrillern wie "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Der Tod trägt schwarzes Leder". Der Film wurde 1967 gedreht und kam am 2. August 1968 in die deutschen Kinos.
Bei einem Zugüberfall durch den Revolverhelden Billy Kane (Venantino Venantini) und seinen Banditen kommt es zu einem Duell mit einem der Zugpassagiere. Es handelt sich dabei um den versierten Kunstschützen Richard Martin (Enrico Maria Salerno). Der Gangster zerschießt dabei die Hände von Richard Martin, lässt diesen aber schwer verletzt am Leben. Durch die Verletzung ist er nicht mehr fähig eine Waffe zu benutzen. Martin engagiert daraufhin ein junges Talent, dass an seiner statt auf den Jahrmärkten den absoluten Revolverhelden spielen soll. Leider wird der junge Mann einfach von einigen Banditen erschossen und so muss erneut ein Ersatz her. Diesen findet Martin in dem jungen Pistolero Ricky Shot (Terry Jenkins). Martin bringt ihm das Schießen und diverse Tricks bei, bis der Youngster so gut ist, dass er vor der Menge auftreten kann. Doch Martin hat noch einen geheimen Hintergedanken. Er will die Schießübungen seines neuen Partners so perfektionieren, dass dieser zum Handlanger seiner eigenen Rache an Billy Zane werden kann. Auch der Bandit Vigonza (Cris Huerta) hat noch eine Rechnung mit Zane offen...

Massimo Dallamano drehte diesen aussergewöhnlichen Spaghetti Western unter dem Pseudonym Max Dillmann. Das Drehbuch ist gut durchdacht und bringt universelle Themen mit ins Spiel. Hauptpart ist aber der Rachegedanke. Dieser wird aber ergänzt durch den Verrat geliebter Menschen oder auch die notwendige Rebellion des Schülers gegen seinen Meister (beinahe ein Vater-Sohn Konflikt) . Der Junge muss lernen seine eigene Persönlichkeit zu stärken, damit er seinen eigenen Weg gehen kann. Erst sehr spät wird klar, dass der junge Mann der zweite Fahrgast war, der diesen Überfall überlebt hat. Er wurde kurz zuvor vom Schaffner aus dem Zug geworfen und ist seither auf der Flucht, weil man ihn fälschlicherweise für einen von Zanes Banditen hält. Er muss also seine Unchuld beweisen. Eine gute Kameraarbeit (Emilio Forsicot) und ein harmonischer Soundtrack (Egisto Macchi) tragen zusätzlich für das gute Gelingen dieses Western bei.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Blindman, der Vollstrecker (Blindman)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Fernando Baldi

Karawane der Frauen...

Das europäische Kino war schon immer von Natur aus surrealer als das Hollywood Kino und als die Italiener ab Mitte der 60er Jahre für beinahe ein ganzes Jahrzehnt die Western übernahmen, wurde das Standardangebot an Westerngeschichten durch eine Mischung aus seltsamen, ungewöhnlichen und meistens auch sehr innovativen Filmen ergänzt. Einer dieser so ungewöhnlichen Western heißt "Blindman" und wurde 1971 von Regisseur Ferdinando Baldi inszeniert. Ein Filmemacher, der sich Anfang der 60er Jahre dem Sandalenfilm widmete und Mitte der 60er auch auf den Spaghetti-Western Zug aufsprang. Seine bekannteste Arbeit in diesem Genre ist "Blindman", die Hauptrolle spielt Tony Anthony, der diesen blinden Revolverhelden spielt. Bei den Dreharbeiten um Almeria musste er, um die Blindheit seiner Rolle hervorzuheben mit Kontaktlinsen spielen. Der Schauspieler leidet bis heute noch an den daraus resultierenden Folgen aufgrund der dort herrschenden starken sanhaltigen Winde. Die Handlung selbst orientiert sich an den berühmten japanischen Zatoichi Filmen über einen blinden Schwertkämpfer, der in alle möglichen Abenteuer stolpert. Natürlich trägt der "Blindman" im Italo Western kein Samurai Schwert bei sich, sondern er kann gut mit der Pistole umgehen und hat auch sonst einige Tricks auf Lager. Überlebensstrategien nennt man das wohl, denn in einer Szene äussert er sich über seine Blindheit und dass er durch diese Behinderung eigentlich verloren wäre, wenn er nicht erfolgreich um sein Leben kämpfen könnte. Der Blinde hat eine Mission zu erfüllen: Er soll dafür bezahlt werden, dass er 50 attraktive junge Frauen quer durch den Wilden Westen transportieren soll. Der Bestimmungsort heißt Lost Creek, die dortigen Minenarbeiter haben sich die Bräute durch hart verdientes Geld gekauft. Diese Karawane der Frauen wurde ihm aber abgenommen, denn es sind auch Banditen an der heißen Fracht interessiert. Von seinem Partner Skunk (Renato Romano) betrogen, führt sein Weg nach Mexiko. Dort sollen die Bräute von den Banditen und Geschwistern Domingo (Lloyd Battista), Sweet Mama (Magda Konopka) und Candy (Ringo Starr von den "Beatles") verschleppt worden sein. Die Banditen wollen sie gewinnbrigend an die Armee verkaufen. Doch der Blinman ist hartnäckig, er will seine 50 Frauen wieder haben...


Die sonderbare Geschichte bewegt sich in einem relativ langsamen Tempo, mit diversen Tricks und Wendungen auf dem Weg, und sowohl der Blindman als auch die Schurken gewinnen abwechselnd die Oberhand. Der Schluß ist dramatisch und brutal. Für einen Antihelden, der nichts sehen kann, zeigt er die ganze Zeit über eine bewunderswerte Konzentration auf sein Ziel. Immerhin kann sein Pferd sehen und eine Winchester mit feststehendem Bajonett hat er als Waffe mit im Gepäck. In der Rolle des mexikanischen Generals ist Raf Baldassarre zu sehen, die Obessession von Ringo Starr heißt Pilar und wir wird von Agneta Eckemyr gespielt.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Knie nieder und friss Staub (Anda muchacho, spara)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Aldo Florio

Der Kettensträfling und das Gold...

Roy Greenfield (Fabio Testi) ist ein Kettensträfling und schuftet gemeinsam mit vielen Leidensgenossen im Steinbruch. Dort lernt er den Mitgefangenen Emiliano (Massimo Serato) kennen, der ihm von einem Goldgräbernest erzählt. Die Männer werden zu Freunden und sie lassen die Folterungen der sadistischen Wärter wortlos über sich ergehen, bis ihnen die Flucht mit angeketteten Füßen gelingt.
Doch nur Roy überlebt die Strapazen und wird an einem Fluß - ausgemergelt und die Ketten noch an den Beinen - von dem mexikanischen Minenarbeiter Joselito (Jose Calvo) gefunden.
In dem mexikanischen Nest, nahe der Grenze, gibt es zwar keine Waffen, aber dafür umso mehr Gold. Leider haben die mexikansichen Goldgräber nur wenig davon, denn auf dem Weg von den Bergen in die Stadt sind Überfälle von Banditen an der Tagesordnung und beim Versuch das Gold zur Bank zu bringen. liessen schon viele ihre Leben.
Er erfährt von Joselito von den brutalen Zuständen zwischen den Minenarbeitern und dem ausbeuterischen Großgrundbesitzer Redfield (Eduardo Fajardo), der mit Hilfe einiger Revoverhelden wie Newman (Romano Puppo) und Lawrens (Ben Carra) dafür sorgt, dass die Arbeiter alle Erträge für einen mickrigen Lohn bei ihm abliefern.
Keiner wagt ihm zu widersprechen. Doch Roy macht bereits beim ersten Besuch im Städtchen auf sich aufmerksam: Redfields Leute kriegen als Augenzeugen mit, wie der Barbier Manolo (Luciano Pigozzi), eigentlich ein jämmerlicher Feigling, nach einem kurzem SmallTalk mit dem Fremden seine Waffe und somit auch den Kürzeren zieht.
Was für eine Unterredung hatten die beiden, die Manolo so ungewohnt agieren liess. Diese Frage stellt sich Redfield und bemerkt, dass seine beiden bezahlten Hauptschurken der Mexikanerin Jessica (Charo Lopez) ein sexuelles Verhältnis aufzwingen. Die Frau wird bei Bedarf einfach vergewaltigt.
Roy beschließt natürlich den Arbeitern zu helfen und heuert bei Redfield an, um an das viele Gold zu gelangen und um Redfields Gefolgsleute gegeneinander auszuspielen...


"Knie nieder und friß Staub" (Originaltitel: Anda muchacho, spara) ist ein Italowestern aus dem Jahre 1971, die in spanischer Koproduktion entstand.
Regie führte Aldo Florio. Der sehr ernste und harte Spaghetti Western orientiert sich vornehmlich an den großen Arbeiten von Sergio Leone "Für eine Handvoll Dollars", die Story ist altbekannt (Fremder Rächer hat einen Feind und einen Plan) und auch der Score von Bruno Nicolai (Bittersüsser engelsgleicher Gesang ala Ennio Morricone) erzeugt spontan Erinnerungen an viele Vorbilder.
Somit nicht viel Neues unter der Italo-Western Sonne, aber sehr spannend, extrem knochentrocken und gradlinig erzählt. 


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Minesota Clay


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sergio Corbucci

Beinahe blind...

Vor seinem Durchbruch mit dem Kultfilm "Django" drehte Regisseur Sergio Corbucci bereits zwei andere Italowestern. "Minesota Clay" entstand 1964, "Ringo mit den goldenen Pistolen" einige Monate später. Durch Genremeisterwerke wie "Mercenario" oder "Leichen pflastern seinen Weg" ist 1990 in Rom verstorbene Filmemacher gleich nach Sergio Leone der einflussreichste Regisseur im Genre des Eurowestern.
"Minesota Clay" ist sozusagen auch durch den riesigen Erfolg von Leones "Für eine Handvoll Dollar" entstanden. Corbuccis Film war aber lange nicht so erfolgreich wie sein Vorbild. In der Hauptrolle ist der US-Star Cameron Mitchell zu sehen, der öfters in Italien drehte und vor allem auch in der Rolle des "Onkel Buck" in der Westernserie "High Chaparall" bei den deutschen Fernsehzuschauern bekannt wurde.
Die Geschichte spielt im Jahr 1883. Minesota Clay (Cameron Mitchell) wurde vor einigen Jahren wegen eines Mordes verurteilt, den er nicht beging. Es gibt zwar ein Zeuge, der die Unschuld von Minesota Clay bezeugen könnte, doch der hat damals vor Gericht nicht ausgesagt. Der einstige Revolverheld sitzt im Dunner Labor Camp, einem Arbeitslager. Clay hat inzwischen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sein Augenlicht schwindet - und damit auch seine Fertigkeit mit der Pistole. Er ist aber immer noch entschlossen seine Unschuld zu beweisen und eines Tages gelingt ihm auch die Flucht. Sein Ziel ist die ehemalige Heimatstadt Mesa Encantada. Dort ist sein ehemaliger Bekannter Fox (Georges Riviere) zum Sheriff gewählt worden, weil der als Einziger die Stadt vor dem Banditen Ortiz (Fernando Sancho) und seinen Schärgen schützen kann. Doch der Beschützer der Stadt ist ebenso ein Terrorist, denn er erpresst die Bürger und verlangt riesige Summen an Schutzgeld und droht ihnen mit Gewalt, falls sie seinen Forderungen nicht nachkommen. Da kommt natürlich der alternde Westernheld gerade recht um hoffentlich für Ordnung zu sorgen...

In weiteren wichtigen Rollen sind Ethel Rojo als Estella Diana Martin als Nancy Mulligan, Alberto Cevenini als Andy und Anthonio Cazas als Onkel Jonathan zu sehen. Die Geschichte vom alternden Revolverhelden, der durch ein gesundheitliches Manko seine Fähigkeiten mit dem Colt verlieren könnte, ist nicht neu. Sie wird immer wieder gerne im Westerngenre zum Thema gemacht. Es existieren von "Minesota Clay" zwei verschiedene Enden - eins mit HappyEnd, das Andere nicht. Corbuccis Westerndebüt ist trotz üblicher Zutaten ein solider, gut inszenierter Western.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Arizona Colt (Arizona Colt)


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Michele Lupo

Allein gegen die Banditen...
 
Der Film "Arizona Colt" von Michele Lupo entstand 1966, in der Blütezeit des Italo Western und ist in Deutschland auch unter dem Titel "Halleluja Companeros" bekannt. Lupo drehte zunächst Sandalenfilme bevor er sich dem Westerngenre zuwandte. Neben "Arizona Colt" inszenierte er auch "Ben und Charilie" und "Der Mann von Virginia". In allen drei Filmen spielt der Publikumsliebling Giuliano Gemma die Hauptrolle. 1978 begann ausserdem seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bud Spencer. "Sie nannten ihn Mücke", "Der Große mit dem außerirdischen Kleinen" oder "Buddy haut den Lukas" wurden allesamt Kinohits.
In seinem ersten Western ist der junge Arizona Colt die Hauptfigur - ein Mann, der über enorm gute Schießkünste verfügt. Doch Arizona Colt (Giuliano Gemma) sitzt im Knast. Doch das Gefängnis wird von dem gefürchteten Banditenboss Gordon Watch (Fernando Sancho) und seinen Männern gestürmt, die Wärter ermordet und alle Gefangenen befreit. Sinn der Aktion ist es neue Männer für seine Gang zu rekrutieren. Sie sollen vor allem mit der Waffe gut umgehen können. Er wird auch sofort auf den Topschützen Arizona aufmerksam, doch der will sich erst mal überlegen, ob er sich anschließt. Arizona ist ein Freigeist und will sich nicht unbedingt unterordnen. Und mit Zwang kann der Banditenführer nichts erreichen. Arizona besiegt auch in einem Kampf den finsteren Clay (Giovanni Pazavini), die rechte Hand von Gordon. Da die Bande vorhat die Bank in einer nahe gelegenen Kleinstadt zu überfallen, kreuzen sich die Wege von Arizona und Clay erneut. Beide halten sich im örtlichen Saloon auf. Arizona verrät Clay nicht, dass er Bandenmitglied ist. Saloonbesitzer Pedro (Andrea Bosic) bedient gemeinsam mit seinen beiden Töchtern Dolores (Rosalba Neri) und Jane (Corinne Marchand) die Gäste, die sehr viel trinken und auch gerne um viel Geld Poker spielen. Arizona flirtet mit Jane, die ihm zunächst die kalte Schulter zeigt und Clay baggert erfolgreich die leichtlebiege Dolores an. Am Morgen danach wird ihre Leiche im Heustall gefunden. Pedro und Jane engagieren Arizona den Mörder zu finden - tot oder lebendig. Damit kommt es natürlich zu einer weiteren Begegnung mit dem respektlosen, coolen Arizona und dem von Macht besessenen Gordon...

Der Film wurde in Spanien gedreht und für die guten Bilder kann man den italienischen Kameramann Guglielmo Mancori loben, der in seiner aktiven Laufbahn für rund 90 Produktionen engagiert wurden - auch für andere Spaghetti Western. Die beiden nächsten Italo Western von Lupo sind weniger hart und deutlich entspannter. "Arizona Colt" erzählt die Geschichte eines jungen Revolverhelden, der im Laufe der Geschichte eine gewisse Reife erlangt und der einem übermächtigen Gegner Paroli bieten kann, eine Art "David und Goliath" Version des wilden Westen.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

 

Mannaja - Das Beil des Todes (Mannaja)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sergio Martino

Rache für den Vater... 

"Mannaja - Das Beil des Todes" ist ein Italo Western, der in der Spätphase des Genres entstanden ist. Sergio Martino inszenierte ihn im Jahr 1977. In Deutschland ist der Western auch unter dem Namen "Der letzte der Bounty Killer" bekannt und genießt in Fankreisen einen sehr guten Ruf. Ein weiterer bekannter Western von Martino ist der 1970 entstandene "Der Tod sagt Amen" - allerdings sind Martinos Giallo Filme wie "Der Killer von Wien", "Der Schwanz des Skorpions", "Alle Farben der Nacht" oder "Torso - Die Säge des Todes" weitaus bekannter. "Mannaja" (Maurizio Merli) ist ein gnadenloser Kopfgeldjäger und er ist weder ein geschickter Revolverheld noch einer wie Mississippi (James Caan) aus dem Howard Hawks Klassiker "El Dorado", der virtuos mit dem Messer umgehen kann. Mannaja ist ein Meister mit seinem Beil. Mit dieser von ihm bevorzugten Waffe macht er seine Opfer handlungsunfähig und kassiert nach der Gefangennahme das Kopfgeld. Meistens haben diese Gesetzlosen im Hinterher keine Hand mehr oder es fehlt ein Teil des Armes. So fängt er auch den Outlaw Burt Craven (Donald O´Brien) und bringt ihn in die trostlose Westernstadt Suttonfield um die Prämie vom dort ansässigen Marshall zu kassieren. Mannaja ist nicht rein zufällig in dieser Stadt, denn er hat dort noch eine Rechnung mit dem übermächtigen Geschäftsmann und Silberminenbesitzer McGowan (Philippe Leroy) offen. Dieser McGowan ist für den Tod von Mannajas Vater verantwortlich. Damals als Junge musste er den Mord mitansehen und der Rachegedanke hat ihn nie wieder losgelassen. Im Saloon setzt er sich an den Spieltisch und gewinnt beim Poker gegen einen gewissen Theo Valler (John Steiner), rechte Hand von McGowan. Da er nun Geld hat lässt er den Gefangenen laufen und widmet sich ab sofort seiner eigentlichen Mission. Doch er hat mit Valler einen brutalen Gegner, der sich in den Kopf gesetzt hat auch seinen Chef schachmatt zu setzen und an dessen Stelle die Silbermine zu übernehmen. Zu diesem Zweck soll die Tochter (Sonja Jeannine) entführt werden, damit McGowan ein dickes Lösegeld bezahlt. Mannja versucht die Entführung zu verhindert, doch er tappt in eine Falle, durch die Hilfe von umherziehenden Schaustellern ist der Kampf aber noch lange nicht beendet...


Dem Film wurde sehr oft eine zu starke Brutalität vorgeworfen und nicht immer ist die Geschichte in sich logisch (z.B. die Entführung), aber er bietet all das, was einen typisch guten Spaghetti Western ausmacht. Besonders der Anfang ist schockierend, wenn man sieht, wie es Mannaja gelingt einen Verbrecher zu fangen. Diese Einführung des Helden hat Martino sehr fesselnd inszeniert, mit viel Nebel und guter Zeitlupensequenz. Auch der Bösewicht ist gut gewählt - ein Fiesling, der stets seine beiden bissigen schwarzen Hunde dabeihat, er zögert nie die Tiere auf seinen Rivalen zu hetzen


Bewertung: 7 von 10 Punkten.