Dienstag, 19. April 2022

Laßt uns töten, Compagneros / Zwei Compagneros (Vamos a matar, compañeros )


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Sergio Corbucci

Der Schwede und der Baske...

Mit den billig produzierten Italo Western wollte man vor allem schnell gute Kasse machen und so wurden sie für ihren Kinoeinsatz teilweise manchmal auch durch die Synchronisation in ihrem Inhalt verfälscht. Aus einem ernsten Thema konnte man so eine Art Comedy machen und in den 70er Jahren lag der schnoddrige Sprachstil durchaus im Trend. Nicht nur im Kino, auch das deutsche Fernsehen bediente sich dieser Methode und machte so aus der britischen Krimiserie "The Persuaders" mit Tony Curtis und Roger Moore "Die Zwei" und landete einen echten Hit. Von diesem Schnodderdeutsch war auch Sergio Corbuccis "Zwei Companeros" aus dem Jahr 1970 betroffen. Erst 1977 bekam der Film eine neue Synchronisation, die sich weitestgehend an das Original hielt."Zwei Companeros" ist auch bekannt unter dem Titel "Laßt uns töten, Companeros" und ähnelt Corbuccis zwei Jahre zuvor entstandenem "Mercenario". Dort spielt Franco Nero den Polen, hier wird er "Der Schwede" genannt. Im Vorgänger spielte Tony Musante sein best Buddy, hier schlüpft Tomas Milian als "Der Baske" in eine ähnliche Rolle. Jack Palance spielt erneut den unbequemen Widersacher. Während der mexikanischen Revolution wird der Bauer El Vasco (Tomas Milian) beinahe widerwillig zum Freiheitskämpfer als der den brutalen Oberst der Armee erschießt. Dies macht ihn zum Helden seines Heimatdorfes San Bernardino und gefällt auch dem selbsternannten Rebellenführer Mongo (Jose Bodalo), der ihn spontan zu seinem Stellvertreter ernennt. Mongo ist aber alles andere als ein ehrlicher Kämpfer für ein freies und gerechtes Mexiko, sondern will nur seine eigenen Taschen füllen. Nun kommt "der Schwede" (Franco Nero) ins Spiel - ein Söldner, der in Mexiko dem General Waffen verkaufen will. Doch der Safe mit dem Geld ist verschlossen und die Kombination zum Öffnen kennt nur der in den USA inhaftierte Professor Xantos (Fernando Rey). Xantos ist der Anführer der studentischen Konterrevolution, zu der auch die hübsche Lola (Iris Berben) und ihre Brüder gehören. Der Schwede und der Baske können sich auf Anhieb nicht besonders gut leiden. Der Baske tituliert sein Gegenüber sogar mit "Pinguin", doch der Plan Xantos aus dem aemerikanischen Knast zu befreien, schmiedet die beiden ungleichen Männer zusammen und so kann das Unternehmen starten. Doch so einfach wird es nicht, denn ein Killer (Jack Palance) mit seinem besonders klugen Falken jagt hinter ihnen her.


Der Film wirkt auch in der ursprünglichen Fassung ein bisschen vergnügt und gestaltet sich als famoses Happening mit einigen Explosionen und mit viel Schlagabtausch der beiden Hauptfiguren, die sichtlich Spass daran haben. Franco Nero ist wie immer sehr gut aufgelegt und hängt einmal mehr den Überlegenen heraus. Manche bezeichnen den Film als Beinahe Remake von "Mercenario". Die Musik stammt von Ennio Morricone.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

 

Django - Sein Gesangsbuch war der Colt (Le colt cantarono la morte e fu… tempo di massacro )


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Lucio Fulci

Tom Corbett kommt heim...

Obwohl Sergio Corbuccis Kultklassiker "Django" erst nach Lucio Fulcis Western "Django - Sein Gesangsbuch war der Tod" (Original: Le colt cantarono la morte e fu… tempo di massacro) gedreht wurde, kam er erst einige Zeit später in Deutschland in die Kinos. Allein der Name "Django" schien bereits ein Garant für einen Erfolg an der Kasse zu sein und so wurden ab dieser Zeit sehr viele Italo Western in Deutschland mit dem Titel "Django" ausgestattet. In Lucio Fulcis Originalversion spielt Franco Nero zwar mit seinem bekannten Schlapphut, aber seine Filmfigur heißt Tom Corbett. Gedreht wurde in Rom und der schöne Titelsong "A man alone" wurde von dem damals bekannten Sänger Sergio Endrigo gesungen. Wegen der vielen Gewaltszenen wurde der Film 1982 in Deutschland indiziert, erst im Jahr 2007 wurde sie zurückgenommen. Es ist die Geschichte eines Geldwäschers, der Tom Corbett (Franco Nero) heißt. Er war schon sehr lange nicht mehr bei seiner Familie, doch dann erhält er eine Nachricht aus seiner Heimat, dass er dringend zurückkehren soll. Tatsächlich hat sich in all den Jahren sehr vieles verändert: Das Familiengrundstück und die große Hacienda gehören inzwischen dem mächtigen Mr. Scott (Giuseppe Addobbati) und seinem perversen Sohn Scott Junior (Nino Castelnuovo), der liebend gerne Menschenjagden zu Pferd veranstaltet. Das arme Opfer wird von einer Horde bissiger Hunde verfolgt und es freut den Veranstalter, wenn jemand von den Hunden zerfleischt wird. Tom findet nach einer gewissen Zeit seinen Bruder Jeff (George Hilton), der zum Alkoholiker wurde. Weder er noch Mercedes (Rina Franchetti), die Ziehmutter der beiden Corbett Brüder, wollen Tom erzählen, was in der Zwischenzeit alles passiert ist und warum er den anonymen Tipp bekam wieder nach Hause zurückzukehren. Aber langsam merkt Tom, dass ihn etwas mit den Scotts verbindet...


Aufgedeckt wird ein neurotisches Familiengeflecht, bei dem die beiden "Brüder" gefragt sind irgendwann zusammenzuarbeiten. George Hilton als Alkoholiker erweist sich dann auch als engagierter Mörder, der sehr schnell zur Waffe greift und seine Gegner auch manchmal mit einem lockeren Spruch ins jenseits befördert. Seine Präsenz beim Showdown stellt schon beinahe den ruhigen Helden Franco Nero ein bisschen in den Schatten. Die Figur von Scott Junior, der perfekt mit der Peitsche umgehen kann, ist mit Nino Castelnuovo perfekt besetzt.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

Vier Fäuste für ein Halleluja ( …continuavano a chiamarlo Trinità)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: E.B. Clucher

Zwei ungleiche Brüder...

Der witzige Italo Western "Vier Fäuste für ein Halleluja" von Enzo Barboni entstand 1971 und markiert auch den Beginn der Comedyfilme des unverwüstlichen Duos Bud Spencer und Terence Hill.
Enzo Barboni arbeite auch oft unter seinem Pseudonym E.B. Clucher und war zuerst Kameramann, bevor er mit "Django - die Nacht der langen Messer" erfolgreich ins Regiefach wechselte. Er drehte mit dem Duo mehrere Filme. "Vier Fäuste für ein Halleluja" ist sicherlich eine seiner besten Arbeiten, auf jeden Fall aber sein erfolgreichster Filme. Mit beinahe 13 Millionen Kinozuschauern ist der humorige Spaghetti Western nach wie vor einer der besucherstärksten Filme in Deutschland - nur "Das Dschungelbuch", "Titanic", "Ben Hur", Spiel mir das Lied vom Tod" und "Doktor Schiwago" können noch mehr Besucher aufweisen.
Es ist die Geschichte zweier ungleicher Brüder aus einem chaotischen Zuhause mit seltsamen Eltern. Der Vater (Harry Carey jr) ist ein erfolgreicher Pferdedieb, seiner resoluten Frau (Jessica Dublin) merkt man ihre Vergangenheit als Tingel Tangel Dame sofort an. Beide lassen aber nichts über ihre Sprössline Bambi (Bud SpencerI und Trinity (Terence Hill) kommen. Während Bambi schon erfolgreich in Vaters Fußstapfen wandelt, tut sich Trinity sehr schwer dieser überaus ehrbaren Arbeit nachzukommen. Grund genug zu bestimmen, dass der Ältere den Jüngeren anleitet und ausbildet. Dies gelingt dem Vater, weil er sich sterbend stellt und von seinen Söhnen den letzten Wunsch fordert. So reiten die Kinder fort, während die Eltern wieder genüsslich ihrem Alltag nachgehen. Doch das Banditenleben ha so seine Tücken und zudem sind die beiden Möchtegernganoven grundgut. So wollen sie zwar eine Farmersfamilie ausrauben, doch deren kleines Kind ist krank und ausserdem ist das Farmerstöchterchen (Yanti Somer) genau das Mädchen, dass ihm gefällt. Anstatt den Raub erfolgreich zu meistern, schenken sie der Familie ein bisschen Geld, weil die so extrem arm sind. In der nächsten Stadt machen die beiden Bekanntschaft mit dem überaus fiesen Geschäftsmann und Gangster James Parker (Emilio Delle Plane), der die beiden für Geheimagenten der Regierung hält. So bekommen die Brüder ohne ihr Zutun gleich mal 2.000 Dollar zugesteckt mit dem Wunsch sich nicht in die krummen Geschäfte einzumischen, die hier in der Stadt an der Tagesordnung sind. Trinity trifft in der Folgezeit immer wieder auf die armen Farmer und immer können die Brüder diesen netten Menschen aus der Patsche helfen. Bald bemerken die beiden, dass es auf der Mission in der Nähe nicht mit rechten Dingen zugeht...

Und sehr locker geht es von Anfang bis Ende in Cluchers Film zu, der humorvoll und witzig zugleich ist. Und das Duo Hill und Spencer überzeugen auch mit subtilem Humor, der einfach zum Schmunzeln einlädt, während sie zwischendurch noch die Gauner zur Strecke bringen. Nicht umsonst werden sie manchmal als entfernte Verwandte  von Stan Laurel und Oliver Hardy gehandelt. Sehr gut passt auch der stimmungsvolle Soundtrack der Oliver Onions zum Film.

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Sartana - bete um deinen Tod (…Se incontri Sartana prega per la tua morte)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Gianfranco Parolini

Der Totengräber mit der Spieluhr...

In Deutschland lief der 1966 inszenierte Spaghetti Western "Mille dollari sul nero" bereits unter dem Titel "Sartana". In diesem von Alberto Cardone gedrehten Filme spielte Gianni Garko den bösen Bruder Sartana Liston von dem Helden Johnny (Antony Steffen). Leider fielen viele Szenen der Schere zum Opfer, aber der Film wurde ein riesiger Erolg und Gianni Garko durfte daher in vier weiteren "Sartana" Filmen die Hauptrolle spielen. Während Cardones Film eine Kain und Abel Konstellation anbietet und der böse Sartana auch ein gerechtes Ende findet, sind die Folgefilme total anders konzipiert. Gianni Garko spielt hier einen unbekannten Fremden, der sich in schon herrschende Konflikte einmischt. Keiner weiß genau warum. Möchte er sich rächen ? Oder hat er einfach nur Spass am Aufmischen diverser Ganoven ?
Den Auftakt des neu angelegten "Sartana" machte Gianfranco Parolini mit seinem Film "Sartana - bete um deinen Tod". Es folgten "Töten war sein täglich Brot", "Sartana kommt" und "Sartana - noch warm und schon Sand drum". Bei den Kritikern und den Fans ist jedoch "Bete um deinen Tod" eindeutig der Favorit - vielleicht auch deshalb, wer er ganz viele Schurken auf einmal anzubieten hat. Darunter auch Klaus Kinski in einer Nebenrolle. Fernando Sancho spielt einmal mehr den primitiven Banditenboss mit Namen Jose Manuel Francisco Mendoza Montezuma de la Plata Carezza Rodriguez, der mit den beiden Bankiers Hallman (Gianni Rizzo) und Stewall (Sydney Chaplin) gemeinsame Sache machen. Der Banditenboss soll einen Goldtransport überfallen, die drei Männer wollen danach teilen. Doch die beiden Bankiers haben mit Lansky (William Berger) noch einen zweiten Bandit im Rennen. Dieser Lansky soll dem Mexikaner den Schatz wieder abjagen. Doch keiner hat mit einem geheimnisvolen Fremden gerechnet, der am Schauplatz des Raubes auftaucht und die Worte "Ich bin euer Sargträger" spricht. Am Ende sind die Banditen tot und Gianni Garko hatte seinen ersten Auftritt als einzig wahrer Sartana. Ein Mann ohne Freunde - lediglich mit Dusty (Franco Pesce), dem betagten Totengräber der Stadt freudet er sich an. Gleich und gleich gesellt sich natürlich gerne und durch das Auftauchen von Sartana floriert auch das Geschäft von Dusty enorm.

Natürlich darf auch die Femme Fatale nicht fehlen. Die heißt hier Evelyn Hallmann und wird von einer Heidi Fischer gespielt. Ihre Rolle ist so angelegt, dass sie ihren dicklichen Ehemann mit seinem Bankierfreund betrügt, aber auch noch andere Männer versucht für ihre Zwecke zu manipulieren. Es gibt in diesem 1968 gedrehten Film tatsächlich keine gute Identifikationsfigur. Auch Gianni Garkos Sartana eignet sich nicht dafür - zu cool, abgebrüht und selbstgefällig ist er. Er überlebt und reitet mit dem Gold davon, vorher hat er seine Gegner mit der Melodie aus einer Spieluhr verrückt gemacht. Ein Indiz dafür, dass es Gründe für sein Handeln gibt. Der Zuschauer bleibt jedoch im Dunkel.


 Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

 

Eine Flut von Dollars (Un fiume di Dollari)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie:  Carlo Lizzani

Der Rächer Jerry Brewster...

Carlo Lizzanis Spaghettiwestern "Eine Flut von Dollars" enstand 1966 und enthält wesentliche und typische Motive des Genres wie Rache, Gewalt und Täuschung. Das Ende des Films ist auch um einiges hoffnungsvoller als in vielen anderen Italo Western. Die Macher haben es auch geschafft mit Dan Duryea und Henry Silva zwei altgediente Westernhelden aus den US-Western für die Produktion zu verpflichten.
Nach dem amerikansichen Bürgerkrieg fliehen die zwei rebellischen Texaner Jerry Brewster (Thomas Hunter) und Ken Seagull (Nando Gazzalo) in einer Kutsche mit einem riesigen Geldbetrag, den sie gestohlen haben, in Richtung mexikanischer Grenze. Doch eine Yankee Patrouille ist ihnen auf den Fersen und so entschließen sich die beiden Banditen spontan für ein Ablenkungsmanöver um das Geld in Sicherheit bringen zu können. Einer der Männer muss weiter die Kutsche steuern, der andere soll mit dem Geld von der Kutsche springen - so kann zumindest einer entkommen. Die Karten wollen es, dass Jerry im Wagen bleibt, den die Armee verfolgt. Ken springt vom Wagen, er hat dem Verlierer Jerry versprochen für dessen Frau und seinen kleinen Jungen versorgen, sollte er entkommen. Für Jerry endet die Flucht mit der Gefangennahme durchs Militär und er wird zu 5 Jahren Knast verurteilt. Von seinem Kumpel hat er nichts mehr gehört. Als er entlassen wird, will er natürlich mit Ken Kontakt aufnehmen, doch der ist irgendwie untergetaucht und auch sein Haus findet er verlassen vor. Ein Brief seiner Frau ist schockierend. Ken hat nie sein Wort gehalten und im Laufe seiner Suche nach nach ihr, erfährt er von ihrem Tod und von der Verschleppung seines Jungen Tim (Loris Loddi). Rache ist ab jetzt sein Ziel, doch Ken hhat herausgefunden, dass sein ehemaliger Kumpel aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er schickt ihm ein Killerkommando auf den Hals. Mit Hilfe des älteren, geheimnisvollen Fremden Winnie Getz (Dan Duryea) entgeht er jedoch dem feigen Mordanschlag. Doch es ist nicht so einfach zu Ken vorzudringen. Der hat seinen Namen geändert und beschäftigt einen Schlägertrupp, der von dem sadistischen Garcia Mendez (Henry Silva) angeführt wird....

In der Rolle von Seagulls ahnungsloser Schwester ist die attraktive Nicoletta Machiavelli zu sehen. Die Figur des Jerry ist sehr interessant, weil er auf seinem Rachefeldzug recht besessen agiert und so auch im Verhalten seinem Widersacher Mendez ähnelt. Es ist dann auch kein Zufall mehr, dass er bei der Gegenüberstellung mit seinem größten Feind Ken das Outfit von Mendez angezogen hat. Die Musik stammt von Ennio Morricone, der wie kein anderer dem Geschehen auf der Leinwand einen melancholischen Stempel aufdrücken konnte.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Rocco - der Mann mit den 2 Gesichtern (Sugar Colt)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Franco Giraldi

Sugar Colt.... 

Bei dem Sergio Leone Klassiker "Für eine Handvoll Dollar" inszenierte der damals 33jährige Franco Giraldi zwei Sequenzen und einige Außenaufnahmen. Damit startete er auch seine eigene Karriere als Regisseur und unter dem Pseudonym Frank Garfield war er für einige Italo Western verantwortlich. Sein Debüt "Die 7 Pistolen des McGregor" sowie der Nachfolger "Rocco - der Mann mit den zwei Gesichtern" waren mit einem humorvollen Unterton versehen. Bei der zeitgenössischen Kritik kamen diese beiden Western gar nicht schlecht weg. Der Held des Films ist ein Undercover-Agent, den man Sugar Colt (Hunter Powers) nennt. Doch bevor dieser wieder einen gefährlichen Fall übernimmt, lehnt er erstmal ab. Denn seine Tätigkeit als Pistolenschützenausbilder für Hausfrauen macht ihm Spass. Erst als sein ehemaliger Chef Alan Pinkerton (Georges Rigaud) auf offener Straße erschossen wird, nachdem er Sugar Colt kurz zuvor noch in den Fall eingeweiht hat, nimmt er an. Pinkerton erzählte ihm den kuriosen Fall eine verschwundenen Battalions von Scharfschützen, kurz nach dem Sezessionskrieg. Die vielen jungen Soldaten blieben verschwunden, obwohl sie auf dem Weg nach Hause waren. Nun bekam der Vater eines dieser verschollenen Männer eine Aufforderung für eine Lösegeldzahlung, dann würde der verlorene Sohn freigelassen werden. Sind die Männer also etwa noch am Leben ? Dabei hat Sugar Colt ein besonderes Talent seine Identitäten zu wechseln. Die Spur führt nach Snake Valley und der Agent ist getarnt als etwas sonderbarer Arzt Tom Cooper. Das Nest wird von Banditen des Schurken Haberbrook (Giuliano Rafaelli) terrorisiert, denen Sugar Colt auf raffinierte Art und Weise versucht das Geheimnis der verschwundenen Männer zu entlocken. Er nimmt sich ein Zimmer im Saloon von Bess (Gina Rovere) und verguckt sich in deren Nichte Josefina (Soledad Miranda), die ihn zunächst jedoch abblitzen lässt. Von dem Klavierspieler Agonia (Pajarito) erhält er dann sehr brauchbare Informationen...


"Rocco - der Mann mit den zwei Gesichtern" ist ein bisschen James Bond im Italo Western Style und überzeugt durch den gut aufgelegten Hauptdarsteller Jack Betts. Der Film steckt voller origineller Ideen und dramatischen Szenen, so läuft zum Beispiel bei der Beerdigung des Klavierspielers dessen Hund beim Trauerzug mit. Man merkt dem Film an, dass jede Szene sorgfältig geplant wurde und dieser Italo Western alles andere als ein billig und schnell heruntergekurbeltes Serienprodukt war


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

 

Old Shatterhand (Old Shatterhand)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Hugo Fregonese

Für immer Blutsbrüder...

"Old Shatterhand" wurde als Prouktion von Artur Brauner im Jahr 1964 als 3. Winnetou Film der Nachkriegszeit inszeniert und war sozusagen Nachfolger der beiden vorangegangen Publikumsgroßerfolge "Der Schatz im Silbersee" (Harald Reinl, 1962) und "Winnetou 1" (Harald Reinl, 1963), die beide ihrem Produzenten Horst Wendlandt einen großen Triumph an der Kasse bescherte. Auch "Old Shatterhand" setzte diesen Erfolg fort, für über 3 Millionen Kinobesucher innert von 12 Monaten bekam der Film die "Goldene Leinwand". Als Kind war dieser Film immer einer meiner Lieblings-Karl May Filme und auch heute noch finde ich ihn sehr nett anzuschauen. Man muss aber gerechterweise anerkennen, dass Reinls Vorgänger schon etwas besser in Szene gesetzt wurden. Immer noch gut anzusehen ist der Angriff der Komantschen in der Schlucht, wenn sie von oben riesige Steinbrocken auf die Planwagen werfen. Auch die tragische Sequenz mit dem kleinen Jungen, dem einzigen Zeugen des Mordes an seinen Eltern, bleibt in Erinnerung. Gleich am Anfang passiert dieser Mord an den holländischen Farmern Kampendijk, der kleine Tom (Tom Putzgruber) ist der einzige Überlebende. Er konnte sich noch rechtzeitig erfolgreich im Haus verstecken, musste aber mitansehen, wie seine Eltern von Banditen und betrunkenen Komatschen getötet wurde. Diese Bande will den Apachen die Morde in die Schuhe schieben und kann es auch so aussehen lassen, denn sie haben kurz vorher zwei Apachen ermordet und diese Leichen dann gleich bei der Farm zurück gelassen. Sie wollen unter allen Umständen den Friedensvertrag zwischen Häuptling Winnetou (Pierre Brice) mit General Taylor (Charles Fawcett) verhindern, der bald zustande kommen soll. Die Bande macht auch weiterhin Jagd auf die Apachen, nur in letzter Sekunde kann Old Shatterhand (Lex Barker) verhindern, dass Winnetous Adoptivsohn Tujunga (Alain Tissier) am Galgenstrick endet. Im Anschluß sucht er in einer Missionsstation an den Schäumenden Wassern die Halbindianerin Paloma Nakama (Daliah Lavi), die den kleinen Tom bei sich aufgenommen hat. Zur Sicherheit sollen die beiden nach Golden Hill gehen, wo Old Shatterhand sie bei seiner alten Freundin Rosemarie (Kitti Mattern) unterbringen will. Natürlich komplettiert irgendwann im Laufe der Handlung der gute alte Sam Hawkins (Ralf Wolter) die Guten. Doch die Banditen Dixon (Rik Battaglia) und Burker (Mirko Ellis) sind nicht untätig. Sie verbünden sich noch enger mit den Komantschen und sie haben mit Captain Bradley (Guy Madison) einen noch mächtigeren Komplizen, der bald das Sagen in Fort Grant hat. Als Tujunga gefangen genommen wird und erschossen werden soll, muss Winnetou das Kriegsbeil ausgraben...


Wie alle Karl May Western ist auch "Old Shatterhand" sehr gut fotografiert und als Regisseur wurde der argentinische Filmemacher Hugo Fregonese engagiert, der bereits erfolgreich auch in den USA Western drehte. Sein bekanntester Genrebeitrag ist wahrscheinlich "Apache Drums" (Deutscher Titel: Trommeln des Todes). In Deutschland drehte er erstmalig einige Monate vor "Old Shatterhand" den Krimi "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse".

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

 

Blackthorn (Blackthorn)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Mateo Gil

Der alternde Butch Cassidy...

"Butch Cassidy und Sundance Kid" war ein großer Erfolg von George Roy Hill, der sich vor allem mit den besten Jahren der Outlaws zwischen 1896 und 1901 beschäftigte.
Im Jahr 1901 flohen die beiden zusammen mit Sundances Frau Etta Place nach Argentinien, wo sie einige Jahre als Farmer auf einer Ranch lebten. Nachdem die schwangere Etta 1905 in die Staaten zurückgekehrte, begannen Butch und Sundance nahmen die beiden Männer ihre kriminellen Aktivitäten wieder auf und erwarben sich im neuen Land einen ähnlich legendären Ruf wie in den USA. Sie flüchteten Bolivien, wo sie etwa 1908 von bolivianischen Soldaten gefasst worden sein sollen. Man vermutet, dass sie von diesen erschossen wurden. Über das genaue Datum und über die Frage, ob sie tatsächlich getötet oder nur verletzt wurden, gibt es keine zuverlässigen Quellen, es sei denn man folgt der Variante von "Blackthorn" einem neuen Spätwestern von Mateo Gil, der uns erzählt, dass Butch auch zwanzig Jahre nach seinem Verschinden noch existiert.
Mateo Gil ist vor allem als Drehbuchschreiber für die Filme von Alejandro Amenabar (Tesis, Open your eyes, Das Meer in mir) bekannt. Mit dem grandios fotografierten Werk (Juan Luis Anchia) überzeugt er mit einer eigenständigen Regiearbeit.
Für den Westernfan ist diese Sicht auf den ergrauten Butch sicherlich äusserst interessant, zumal ja auch schon Richard Lester aufgrund des großen Welterfolgs von "Butch Cassidy und Sundance Kid" deren Jugendjahre in "Butch und Sundance - die frühen Jahre" beleuchtet hat.
Aber nun zurück zum alternden Butch, der seinen Namen in James Blackthorn verändert hat und in einem abgelegenen Dorf in Bolivien lebt. Die Jagd nach ihm ist auch abgeschlossen, da die Behörden davon ausgehen, dass er 1908 im Kugelhagel der Soldaten ums Leben kam. Es gibt aber immer noch einige Gesetzeshüter, wie MacKinley (Stephen Rea), ein ehemaliger Pinkerton Detektiv, die davon überzeugt sind, dass der Outlaw noch am Leben ist.
Butch hat die letzten Jahre in Bolivien Pferde gezüchtet und sich damit ein gutes Kapital angespart, dass ihm erlaubt wieder in die alte Heimat zu reisen. Und dieses Risiko will er eingehen, denn er will dort auf vertrautem Boden seine letzten Lebensjahre bestreiten.
Zurück will er seine wesentich jüngere Geliebte Yana (Magaly Solier) lassen, die seine Ranch mit ihrer armen Familie übernehmen soll.
Auf dem Heimweg von der Bank wird er jedoch von dem flüchtenden Spanier Eduardo Apodaca (Eduard Noriega) vom Pferd geschossen, das treue Tier ist so verängstigt, dass es flieht - die 6.000 Dollar waren natürlich im Sattel.
Doch der Schütze macht Butch ein Angebot, weil er von einem Lynchmob verfolgt wird. Er gibt an, dass er Bergbauingenieur sei und einen reichen Minenbesitzer um 50.000 Dollar bestohlen hat. Das Geld soll in einer verlassenen Mine liegen.
Widerwillig geht Butch auf den Deal ein, doch die Verfolger nähern sich...


Tja, das große Plus des Films sind seine Bilder von den Naturlandschaften Boliviens. Die Akteure wirken in dieser Location natürlich extrem klassisch. Man könnte sagen, dass Gil einen superben Bilderwestern geschaffen hat, der gar nicht so sehr viel Action bietet. Seine Grundstruktur ist melancholisch, dazu gibts in bewusst geringem Ausmaß eine klassische Westerngeschichte über eine Partnerschaft, die aus der Not heraus entsteht.
Sam Shepard ist natürlich schon eine Idealbesetzung, aber auch Eduardo Noriega spielt überzeugend den jungen Verfolgten.
Wer elegische Spätwestern mag, der sitzt auch im Bolivien der 20er Jahre in erster Western-Reihe.
Höhepunkt des Films ist die Jagd durch die Salzwüste.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

 

Das finstere Tal (Das finstere Tal)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Andreas Prochaska

Von Rache besessen...

Gleich nach dem phänomenalen und epochalen Meisterwerk "Die andere Heimat" hat ein weiterer deutscher Heimatfilm bei der Vergabe des deutschen Filmpreises triumphiert. Andreas Prochaskas neuer Genrefilm "Das finstere Tal" erhielt die Auszeichnung Silbernes Filmband. Tobias Moretti erhielt die Trophäe als bester Nebendarsteller und Kameramann Thomas W. Kienast setzte sich sogar überraschend gegen den großen Favoriten Gernot Roll (Die andere Heimat) durch.  Insgesamt gabs 8 Trophäen für den Genremix aus Heimatfilm und Western. Der Film ist eine deutsch-österreichische Coproduktion und festigt Prochaskas Ruf als einer der wichtigsten Genreregisseure im deutschsprachigen Raum, denn auch seine beiden "In 3 Tagen bist du tot" Filme können sich sehen lassen - im zweiten Teil dieses Alpenslashers nimmt er sogar ein bisschen eines der Themen von "Das finstere Tal" vorweg, denn die arme Nina muss dort in einem abgelegenen Berghof, also ebenfalls in einem finsteren Tal, ein Abenteuer bestehen. Die Umgebung beider Filme ist daher ähnlich abgeschieden. Die Geschichte, die Prochaska erzählt, spielt sich aber in der Mitte des 19. Jahrhunderts ab. Dort kommt ein junger Mann (Sam Riley), der sich Greider nennt mit seinem Pferd und Gepäck in ein abgelegenes Bergdorf in den Alpen. Und man merkt, dass nicht jeden Tag ein Fremdling durch diese Gegend reiten und vor allem noch den Winter dort verbringen will. Greider stellt sich den argwöhnischen Dorfbewohnern als Fotograf vor und mit einem angemessenen Bestechungsgeld akzeptieren die tyrannischen sechs Söhne (Tobias Moretti, Helmuth A. Häusler, Martin Leutgeb, Clemens Schick, Johann Nikolussi, Florian Brückner) des alten Brenner-Bauern (Hans-Michael Rehberg), der dort oben als Patriarch das Sagen hat, den Wunsch nach Kost und Logis. Sie quartieren den Fremden bei der Gaderin (Carmen Gratl) ein. Deren Tochter Luzi (Paula Beer) hat vor ihren Freund Lukas (Thomas Schubert) zu heiraten. Doch dann wird der Ort plötzlich durch den Tod eines der Brenner Söhne überschattet. Was auf den ersten Blick wie ein Unfall aussieht, deutet immer mehr auf ein gewaltsames Einwirken hin. Doch ehe dies klar wird, stirbt auch schon der zweite Brenner...


Optisch fühlte ich mich ein bisschen an Robert Altmans besten Film "MacCabe und Mrs. Miller" erinnert, vor allem sieht das abgelegene Dorf genauso wenig einladend aus, wie die Stadt, die MacCabe aufbaut und wo er am Ende im Schnee stirbt. Aber auch diese Westerngeschichten von dem einsamen Reiter, der in die Stadt kommt, eine Mission hat und dann wieder verschwindet, kommt in den Sinn. So festigt sich der Verweis auf das Westerngenre. Wobei Prochaska dem Motiv des Heimatfilms doch irgendwie den Vorzug gibt. Trotz des Rape and Revange Charakters der Geschichte. Denn die wahren Hintergründe von Greiders Mission liegen in der Zerstörung einer totalitären und archaischen, stark religiös gefärbten Ideologie, die es möglich macht den Patriarchen der Bergdorfgemeinschaft auf eine Stufe mit dem Herrgott zu stellen. Dieser psychologische Kniff des Drehbuchs ist es auch, der diesen Film sehr wuchtig und atmosphärisch dicht erscheinen lässt.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

 

Keoma (Keoma)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Enzo G. Castellari

Der verlorene Sohn...

Keoma (Franco Nero) ist ein Halbblut, das nach dem Massaker an seinem Stamm vom reichen Rancher William Shannon (William Berger) aufgezogen und adoptiert wurde.
Sein ständiger Begleiter ist der Tod (Gabrielle Ciacobbe), der in Gestalt einer Hexe auftritt, die einen Holzkarren mit Habseligkeiten hinter sich schiebt. Die Frau ist gleichzeitig auch Ratgeber Keomas und führt mit ihm Gespräche über den Sinn des Daseins.
Doch Butch (Orso Maria Guerrini), Lenny (Antonio Marsina) und Sam (Joshua Sinclair),  die drei leiblichen Shannon Söhne akzeptieren den Eindringling nicht und drangsalieren schon als Kinder das ihnen aufgezwungene Brüderchen.
Als Jugendlicher verläßt er seine Heimat und wird Soldat bei den Nordstaaten. Kurz nach dem Bürgerkrieg kehrt der verlorene Sohn heim, er will seinen Vater und den Sklaven George (Woody Strode) wieder sehen. Doch seine Heimat gleicht einer apokalyptischen Landschaft. Ausgebrannte Häuser, überall ist der Verfall spürbar.
Er trifft auf eine kleine Gruppe von schießwütigen Gangstern, die für den skrupellosen Ex-Südstaaten Offizier Caldwell (Donald 0´Brien) arbeiten.
Die Pocken sind ausgebrochen und die kranken und infizierten Menschen werden auf dessen Geheiss in ein Lager außerhalb der Stadt abgeschoben, wo sie krepieren sollen


Keoma rettet so die schwangere Lisa (Olga Karlatos), die unter den Gefangenen war. Doch dies bringt ihm natürlich zusätzlich Ärger ein. Natürlich empfangen ihn auch seine drei Brüder nicht mit offenen Armen....
Enzo G. Castellaris Film "Keoma" entstand 1976 und markiert gleichzeitig auch das Ende des ehemals erfolgreichen Genres, dass seine Blütezeit in den 60er Jahren hatte. Hauptdarsteller Franco Nero wurde genau in diesem Genre als "Django" berühmt und die Figur Keoma ist natürlich auch ein mentaler Verwandter des Django.
Die Inszenierung des Films, so sein Regisseur, enthält Anleihen beim Alten und Neuen Testament (Der verlorene Sohn, Heilung von Aussätzigen, Kreuzigung, Auferstehung), aber auch bei den Werken von Shakespeare. Castellari schöpft auch aus dem Fundus der Filmgeschichte und inspiriert von Ingmar Bergman, Sam Peckinpah und Sergio Leone inszenierte er seinen nihilistischen, elegischen Endzeit-Western ohne Hoffnung. 
Die Musik der Gebrüder de Angelis, die mit ihren Filmsongs in den 70er Jahren Dauergast in den Charts waren, orientiert sich am melancholischen Stil von Leonard Cohen oder Bob Dylan.
Die Macher wollten durch diese Musik eine Atmosphäre wie in "McCabe und Mrs. Miller" schaffen, doch die Brüder übertreiben ihr Theme und so klingt der Score denn auch viel zu aufdringlich und der Gesangstil, der an Buffy St. Marie (Soldier Blue) und Leonard Cohen erinnern soll, hört sich phasenweise etwas penetrant an.
Ansonsten ist "Keoma" ein sehr gut fotografierter ItaloWestern, der - wie so oft - den einsamen Wolf, der zum gerechten Rächer mutiert - zeigt. Castellari hat dieses Thema aber in sehr atmosphärische Bilder und Settings gepackt.
"Keoma" spaltet nach wie vor sein Publikum. Die einen sehen in dem Film das brillante Spätwerk des Spaghetti-Westerns, die anderen eine überschätzte, an überfrachteter Symbolik krankende Sozialparabel.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.