Dienstag, 19. April 2022

Das finstere Tal (Das finstere Tal)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Andreas Prochaska

Von Rache besessen...

Gleich nach dem phänomenalen und epochalen Meisterwerk "Die andere Heimat" hat ein weiterer deutscher Heimatfilm bei der Vergabe des deutschen Filmpreises triumphiert. Andreas Prochaskas neuer Genrefilm "Das finstere Tal" erhielt die Auszeichnung Silbernes Filmband. Tobias Moretti erhielt die Trophäe als bester Nebendarsteller und Kameramann Thomas W. Kienast setzte sich sogar überraschend gegen den großen Favoriten Gernot Roll (Die andere Heimat) durch.  Insgesamt gabs 8 Trophäen für den Genremix aus Heimatfilm und Western. Der Film ist eine deutsch-österreichische Coproduktion und festigt Prochaskas Ruf als einer der wichtigsten Genreregisseure im deutschsprachigen Raum, denn auch seine beiden "In 3 Tagen bist du tot" Filme können sich sehen lassen - im zweiten Teil dieses Alpenslashers nimmt er sogar ein bisschen eines der Themen von "Das finstere Tal" vorweg, denn die arme Nina muss dort in einem abgelegenen Berghof, also ebenfalls in einem finsteren Tal, ein Abenteuer bestehen. Die Umgebung beider Filme ist daher ähnlich abgeschieden. Die Geschichte, die Prochaska erzählt, spielt sich aber in der Mitte des 19. Jahrhunderts ab. Dort kommt ein junger Mann (Sam Riley), der sich Greider nennt mit seinem Pferd und Gepäck in ein abgelegenes Bergdorf in den Alpen. Und man merkt, dass nicht jeden Tag ein Fremdling durch diese Gegend reiten und vor allem noch den Winter dort verbringen will. Greider stellt sich den argwöhnischen Dorfbewohnern als Fotograf vor und mit einem angemessenen Bestechungsgeld akzeptieren die tyrannischen sechs Söhne (Tobias Moretti, Helmuth A. Häusler, Martin Leutgeb, Clemens Schick, Johann Nikolussi, Florian Brückner) des alten Brenner-Bauern (Hans-Michael Rehberg), der dort oben als Patriarch das Sagen hat, den Wunsch nach Kost und Logis. Sie quartieren den Fremden bei der Gaderin (Carmen Gratl) ein. Deren Tochter Luzi (Paula Beer) hat vor ihren Freund Lukas (Thomas Schubert) zu heiraten. Doch dann wird der Ort plötzlich durch den Tod eines der Brenner Söhne überschattet. Was auf den ersten Blick wie ein Unfall aussieht, deutet immer mehr auf ein gewaltsames Einwirken hin. Doch ehe dies klar wird, stirbt auch schon der zweite Brenner...


Optisch fühlte ich mich ein bisschen an Robert Altmans besten Film "MacCabe und Mrs. Miller" erinnert, vor allem sieht das abgelegene Dorf genauso wenig einladend aus, wie die Stadt, die MacCabe aufbaut und wo er am Ende im Schnee stirbt. Aber auch diese Westerngeschichten von dem einsamen Reiter, der in die Stadt kommt, eine Mission hat und dann wieder verschwindet, kommt in den Sinn. So festigt sich der Verweis auf das Westerngenre. Wobei Prochaska dem Motiv des Heimatfilms doch irgendwie den Vorzug gibt. Trotz des Rape and Revange Charakters der Geschichte. Denn die wahren Hintergründe von Greiders Mission liegen in der Zerstörung einer totalitären und archaischen, stark religiös gefärbten Ideologie, die es möglich macht den Patriarchen der Bergdorfgemeinschaft auf eine Stufe mit dem Herrgott zu stellen. Dieser psychologische Kniff des Drehbuchs ist es auch, der diesen Film sehr wuchtig und atmosphärisch dicht erscheinen lässt.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen