Dienstag, 19. April 2022

Keoma (Keoma)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Enzo G. Castellari

Der verlorene Sohn...

Keoma (Franco Nero) ist ein Halbblut, das nach dem Massaker an seinem Stamm vom reichen Rancher William Shannon (William Berger) aufgezogen und adoptiert wurde.
Sein ständiger Begleiter ist der Tod (Gabrielle Ciacobbe), der in Gestalt einer Hexe auftritt, die einen Holzkarren mit Habseligkeiten hinter sich schiebt. Die Frau ist gleichzeitig auch Ratgeber Keomas und führt mit ihm Gespräche über den Sinn des Daseins.
Doch Butch (Orso Maria Guerrini), Lenny (Antonio Marsina) und Sam (Joshua Sinclair),  die drei leiblichen Shannon Söhne akzeptieren den Eindringling nicht und drangsalieren schon als Kinder das ihnen aufgezwungene Brüderchen.
Als Jugendlicher verläßt er seine Heimat und wird Soldat bei den Nordstaaten. Kurz nach dem Bürgerkrieg kehrt der verlorene Sohn heim, er will seinen Vater und den Sklaven George (Woody Strode) wieder sehen. Doch seine Heimat gleicht einer apokalyptischen Landschaft. Ausgebrannte Häuser, überall ist der Verfall spürbar.
Er trifft auf eine kleine Gruppe von schießwütigen Gangstern, die für den skrupellosen Ex-Südstaaten Offizier Caldwell (Donald 0´Brien) arbeiten.
Die Pocken sind ausgebrochen und die kranken und infizierten Menschen werden auf dessen Geheiss in ein Lager außerhalb der Stadt abgeschoben, wo sie krepieren sollen


Keoma rettet so die schwangere Lisa (Olga Karlatos), die unter den Gefangenen war. Doch dies bringt ihm natürlich zusätzlich Ärger ein. Natürlich empfangen ihn auch seine drei Brüder nicht mit offenen Armen....
Enzo G. Castellaris Film "Keoma" entstand 1976 und markiert gleichzeitig auch das Ende des ehemals erfolgreichen Genres, dass seine Blütezeit in den 60er Jahren hatte. Hauptdarsteller Franco Nero wurde genau in diesem Genre als "Django" berühmt und die Figur Keoma ist natürlich auch ein mentaler Verwandter des Django.
Die Inszenierung des Films, so sein Regisseur, enthält Anleihen beim Alten und Neuen Testament (Der verlorene Sohn, Heilung von Aussätzigen, Kreuzigung, Auferstehung), aber auch bei den Werken von Shakespeare. Castellari schöpft auch aus dem Fundus der Filmgeschichte und inspiriert von Ingmar Bergman, Sam Peckinpah und Sergio Leone inszenierte er seinen nihilistischen, elegischen Endzeit-Western ohne Hoffnung. 
Die Musik der Gebrüder de Angelis, die mit ihren Filmsongs in den 70er Jahren Dauergast in den Charts waren, orientiert sich am melancholischen Stil von Leonard Cohen oder Bob Dylan.
Die Macher wollten durch diese Musik eine Atmosphäre wie in "McCabe und Mrs. Miller" schaffen, doch die Brüder übertreiben ihr Theme und so klingt der Score denn auch viel zu aufdringlich und der Gesangstil, der an Buffy St. Marie (Soldier Blue) und Leonard Cohen erinnern soll, hört sich phasenweise etwas penetrant an.
Ansonsten ist "Keoma" ein sehr gut fotografierter ItaloWestern, der - wie so oft - den einsamen Wolf, der zum gerechten Rächer mutiert - zeigt. Castellari hat dieses Thema aber in sehr atmosphärische Bilder und Settings gepackt.
"Keoma" spaltet nach wie vor sein Publikum. Die einen sehen in dem Film das brillante Spätwerk des Spaghetti-Westerns, die anderen eine überschätzte, an überfrachteter Symbolik krankende Sozialparabel.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

 

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