Sonntag, 27. Februar 2022

Leise weht der Wind des Todes (The Hunting Party)


Regie: Don Medford

Zielscheiben...

"Leise weht der Wind des Todes" aus dem Jahre 1971 ist eine britisch-italienisch-spanische Coproduktion, somit ein Eurowestern. Aufgrund seiner zynischen und brutalen Machart wird er auch zum Genre des Italo Western gezählt.
Dass Don Medford hauptsächlich fürs Fernsehen arbeitete, sieht man dem Film zumindest optisch nicht an. Die Kameraführung zieht gekonnt alle Register, ob intimes close-up oder Totale vom weiten Land. Kameramann Cecilio Paniagua ist auch kein Unbekannter, er ist verantwortlich für "100 Gewehre" und vor allem für seine exzellente Arbeit in Mario Bavas "Lisa und die Teufel".
Zur Handlung: Die schöne Melissa (Candice Bergen) ist mehr oder weniger unglücklich verheiratet mit dem schwerreichen und menschenverachtenden Viehbaron Brent Ruger (Gene Hackman). In der ersten Szene wird sie vom Ehemann, der sie für einen Besitz hält, einfach mal so vergewaltigt.
Melissa will sich aussprechen, aber Brent hat keine Zeit: Er hat eine Jagdgesellschaft für ebenso reiche Großkapitalisten organisiert und versorgt die illustre Gesellschaft während einer gemieteten Eisenbahnfahrt mit Nutten und vor allem mit den modernsten Präzisionsgewehren. Geeignet für Zielscheiben, die sich gut einen kilometer entfernt befinden.
Melissa wird währenddessen von Frank Caulder (Oliver Reed) und seiner chaotischen Bande entführt. Der Bandenboss möchte einfach lesen lernen und hat lediglich Melissa für die Dorfschullehrerin gehalten.
Brant erfährt von der Entführung und kann seine reichen Freude dann dazu gewinnen, sich der Jagd auf lebendige Bamditen anzuschliessen. Die Gewehre sind so gut, dass man immer feige im Hinterhalt bleiben kann und nur die Köpfe der Gegenseite rollen... 

 "The Hunting Party" so der Originaltitel charakterisiert den Film schon besser als der deutsche Titel, der etwas angelehnt an den Sergio Leone "Spiel mir das Lied vom Tod" Klassiker zu sein scheint. Immerhin hat der Musikscore einen Morricone-Touch.Subtil und mit langem Atem inszeniert ist bei "The Hunting Party" allerdings Fehlanzeige.Vergleichen lässt sich das eher, zumindest in der Darstellung der Gewaltszenen, an die Bildkompositionen des Sam Peckinpah. Einziger Unterschied: Medford hat ein sehr dünnes Drehbuch zur Verfügung und so setzt irgendwann trotz guter Ansätze in Zynismus und Kälte die Dramaturgie vornehmlich auf die brutale Darstellung der Menschenjagd. Problematisch ist dann auch manche Absurdität: So wirkt dies dann doch arg konstruiert, wenn die Entführung nur aufgrund des Wunsches Schreiben und Lesen zu lernen stattgefunden haben soll. Dass Melissa Frau eines schwerreichen Ranchers ist, wäre eigentlich der logischere Grund für Outlaws. Ausserdem agiert die Gang äusserst blöde. wohlwissend, dass im sicheren Hinterhalt immer mehrere Gewehrläufe auf sie gerichtet sein könnten, sind sie immer wieder völlig unvorsichtig ohne Deckung unterwegs...nur darauf wartend abgeknallt zu werden.Der Film hat aber auch einige Vorzüge. Er hat durch seine drei Figuren immer wieder eine Art Spannung und wirkt mysteriös. In seinen guten Momenten bringt er die Quintessenz des Italogenres auf den Punkt.Und immerhin gibt es ja auch ein Wiedersehen mit Candice Bergen. Eine Schauspielerin, die wie keine andere das Gesicht des Spätwesterns in der Frühsiebzigern geprägt hat. Unvergessen ihre Rolle als Cresta Lee in "Soldier Blue".

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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